Organisation und Personal
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Wie Kommunen in Thüringen dem Fachkräftemangel begegnen

Der Fachkräftemangel sorgt auch in den Stadtverwaltungen zunehmend für Probleme. Dieser Effekt wird durch hohe Krankenstände, Renteneintritte sowie Haushaltssperren verstärkt. Am Beispiel von thüringischen Verwaltungen lassen sich die verschiedenen Facetten der Problematik, gegen die Kommunen derzeit zu kämpfen haben, aufzeigen. So sagt etwa Christian Bettels von der Stadtverwaltung Altenburg: „Die Lage kann aktuell in einigen Bereichen als angespannt bezeichnet werden.“

Hoher Krankenstand sorgt zusätzlich für Schwierigkeiten

Auch in den Städten Jena, Gera, Erfurt, Suhl und Eisenach wird die Lage ähnlich bewertet. Probleme bei der Personalgewinnung bestehen dabei allen voran bei hoch spezialisiertem Personal – etwa beim Hochbau, im sozialen sowie im IT-Bereich und auch bei der Feuerwehr. Für zusätzliche Schwierigkeiten sorgt in allen Verwaltungen der teils recht hohe Krankenstand: Immer wieder müssten Vertretungen für kranke Mitarbeiter gesucht oder Aufgaben intern verschoben werden, um Ausfälle abzufedern.

In Altenburg gebe derzeit elf Stellenausschreibungen aus fast allen Bereichen der Stadtverwaltung, so Bettels weiter. Bereits jetzt sei aber abzusehen, dass sich der Personalbedarf in den kommenden Jahren durch das Ausscheiden älterer Mitarbeiter verstärken werde.

Auch die Stadt Eisenach kommt derzeit auf elf unbesetzte Stellen. Grundsätzlich sei die Bewerberlage in den vergangenen Monaten dort immer geringer geworden. Dennoch sei es möglich gewesen, fast alle Stellen zu besetzen, sagt eine Sprecherin der Stadt. Auf die Bearbeitungszeiten gebe es bisher kaum Auswirkungen, allerdings sei es kurzfristig zu verkürzten Öffnungszeiten in der Bibliothek gekommen.

Benefits schaffen Anreize

In Suhl habe es in manchen Fällen zwei oder drei Bewerbungsrunden gebraucht, um geeignete Mitarbeiter zu finden, so Sprecher Steven Bickel. Offene Stellen gebe es vor allem bei Verwaltungsfachkräften im mittleren und gehobenen Dienst – insgesamt seien es 16 sogenannte Vollzeitäquivalente. „Grundsätzlich müssen Arbeitgeber auch im öffentlichen Dienst immer mehr bieten, damit überhaupt Bewerbungen eingehen.“ Diese reichten von Job-Tickets und -Fahrrädern über finanzielle Anreize bis hin zu Homeoffice-Angeboten.

Engpässe vor allem bei Spezialisten

„Die Stadtverwaltung ist trotz Fachkräftemangels grundsätzlich arbeitsfähig“, fasst Sprecherin Heike Dobenecker die Lage der Erfurter Stadtverwaltung zusammen. Gerade in Berufsgruppen, die auch außerhalb des öffentlichen Dienstes sehr gefragt und oft besser bezahlt seien, sei der Mangel aber besonders spürbar. So sei es etwa nicht möglich gewesen, nach dem Ausscheiden eines Mitarbeiters einen neuen Sachgebietsleiter für die Unix-Betriebssysteme zu finden – hier habe es nicht einmal geeignete Bewerbungen gegeben. Grundsätzlich gebe es in allen Bereichen mit spezifischen Anforderungen an die Bewerber „Herausforderungen bei der Gewinnung“.

Haushaltssperren verstärken Fachkräftemangel

Besonders groß sei der Personalbedarf einer Sprecherin zufolge in Gera. Dort gebe es auf die gesamte Verwaltung verteilt aktuell 188 (!) unbesetzte Arbeitsplätze. Unter dem Strich sei etwa ein Fünftel der Stellen nicht besetzt, hinzu kämen weitere Abwesenheitsgründe wie Krankheit, Elternzeit oder Urlaub. Aufgrund der Haushaltssituation hatte es in der Geraer Verwaltung einen Einstellungsstopp gegeben, der allerdings Anfang Juli 2024 aufgehoben wurde. Der aktuelle Zustand wirke sich auch auf die grundlegenden Angebote der Stadtverwaltung aus: Wer derzeit einen Termin im Bürgerservice wolle, müsse bis zum Oktober warten, hieß es.

Jena: Bis zu 14 Monate Wartezeit auf einen Termin

In Jena warten dagegen einer Sprecherin zufolge derzeit 40 Stellen auf eine Besetzung. Vor allem im sozialen Bereich, aber auch in der Wohngeldstelle gebe es Engpässe. Während der Bürgerservice normal funktioniere, betrage die Wartezeit in der Fahrerlaubnisbehörde aktuell fünf Wochen. Auch im Standesamt gebe es längere Wartezeiten für Beurkundungen. Besonders betroffen sei die Staatsangehörigkeitsbehörde: Hier müsse zwischen 12 und 14 Monaten auf einen Termin gewartet werden.