Was uns in den vielen Organisationsuntersuchungen, die wir bereits für Kommunen durchgeführt haben, aufgefallen ist: Häufig beklagen sich die Mitarbeitenden, dass sie vonseiten der Vorgesetzten zu wenig Anerkennung für die geleistete Arbeit erfahren.
Warum sind das Loben und Komplimente allgemein im Beruf wichtig?
Den unterstellten Beschäftigten Anerkennung entgegenzubringen, ist ein mächtiges Instrument, um diese zu motivieren, im Arbeitsalltag gute Leistungen zu bringen. Allerdings ergab eine Umfrage der Plattform „Kraftwerk Anerkennung“, dass Arbeitnehmende in Deutschland und Österreich zu selten gelobt werden. Lediglich 60 Prozent der Befragten gaben an, nur einmal im Monat oder sogar seltener Lob zu erhalten. Im Schnitt lägen 75 Tage zwischen zwei positiven Rückmeldungen.
Die Wahrnehmung scheint hier etwas auseinandergehen. Denn 81 Prozent der Vorgesetzten sind der Meinung häufig Lob und Anerkennung auszusprechen. Zwei Drittel der Befragten ohne Führungsposition sind hingegen der Meinung, selten oder nie Anerkennung zu erhalten.
Das Aussprechen von Lob hat auch neurobiologische Effekte. So erforschte die Wissenschaftlerin Judith Mangelsdorf, Direktorin der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie), dass durch zum Ausdruck gebrachte Anerkennung Glückshormone im Gehirn des Gelobten ausgeschüttet werden, bspw. Oxytocin, das zwischen Menschen für Verbundenheit sorgt. Ihr zufolge können auch andere Glückshormone wie Dopamin und Serotonin produziert werden.
Lob ist keine reine „Chefsache“
Komplimente sind gewissermaßen das „Schmiermittel“ in der zwischenmenschlichen Kommunikation. Und die Kommunikation ist wiederum der eigentliche Baustein für gelingende Beziehungen. Komplimente sind – gut und ehrlich platziert ein wichtiger Teil der Wertschätzung. Der bekannte US-amerikanische Psychologe Abraham Maslow bezeichnet diesen Aspekt in seiner berühmten Pyramide sogar als menschliches Grundbedürfnis.
Lob und Anerkennung sind nicht ganz identisch. Das Lob und das Kompliment sind jeweils Formen spontaner Wertschätzung. Beide Versionen sollten möglichst konkret sein, damit sie wirken und der Gelobte weiß, warum er oder sie so etwas gerade erhält. Loben können der Vorgesetzte ebenso wie die Kollegen.
Deshalb gilt: Lob ist keine reine „Chefsache“. Auch den Vorgesetzten tut es gut, wenn sie hin und wieder von den ihnen unterstellten Mitarbeitenden für die Art und Weise, wie sie ihrer Führungs- bzw. Fürsorgepflicht nachkommen, gelobt werden. Diese Form der Wertschätzung ist gut mit einem gelegentlichen „Schulterklopfen“ vergleichbar.
Die Anerkennung ist dagegen mehr Haltung als spontane Bekundung: Jemand erkennt die regelmäßige Qualität oder Leistung einer Person an – und respektiert und schätzt sie dafür. Anerkennung muss nicht konkret sein. Vielmehr beurteilt sie das Gesamtbild. Anerkennung ist etwas, das die meisten Menschen auch nonverbal spüren. Es zeigt sich schon im alltäglichen Umgang untereinander.
Die drei Regeln für Wertschätzung im Beruf
- Ehrlich sein: Lob, Anerkennung oder Komplimente müssen vor allem ehrlich sein. Zwar lässt sich verbal so manches vortäuschen – doch die Körpersprache verrät, ob die Wertschätzung auch ernst gemeint oder nur so dahingesagt war.
- Konkret sein: Sagen Sie explizit, warum und wofür Sie Ihren Kollegen, Mitarbeitenden oder Vorgesetzten schätzen. Ein einfaches „gut gemacht“ hat nicht unbedingt die gleiche Wirkung wie zum Beispiel die Aussage: „Diese Präsentation hast du top gehalten.“
- Sich selbst zurücknehmen: Die Wertschätzung für eine andere Person bedroht nicht das eigene Ego. Es ist ein Zeichen von Größe, einem Kompliment nicht gleich noch einen Selbstbelobungssatz hinterher zu schieben. Um bei dem vorherigen Beispiel der Präsentation zu bleiben: „Diese Präsentation hast du top gehalten. Es hat sich gelohnt, dass du dich an meine Checkliste zum Halten von Vorträgen gehalten hast!“