Allgemein Organisation und Personal
Voraussichtliche Lesezeit: 4 Minuten

Die 4-Tage Woche

Eine Chance zur Prozessoptimierung von innen heraus?

66 Prozent der Arbeitnehmer*innen würden laut der Umfrage des Unternehmens Citrix in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsunternehmen Onepoll unter 3.750 Teilnehmenden die 4 Tage-Woche in Anspruch nehmen, wenn sie das bisherige Entgelt erhalten. 87 Prozent halten die Einführung jedoch für unwahrscheinlich.

Worin liegen jedoch die Vor- und Nachteile einer 4-Tage-Woche und kann dies eine Chance für Unternehmen sein, die Attraktivität und Produktivität zu steigern?

Innovation und Steigerung der Produktivität

Damit Beschäftigte die ihnen übertragenen Aufgaben in kürzerer Zeit bewältigen können, ist eine Steigerung der Produktivität erforderlich. Dies ist ebenfalls für Arbeitgebende Voraussetzung, da sich diese sonst nicht auf die 4-Tage-Woche einlassen würden. Die Steigerung der Produktivität bedeutet jedoch, eigene Arbeitsabläufe neu zu denken und neue Techniken zu nutzen. Wenn Arbeitgebenden dies gelingt, werden nicht nur attraktivere Arbeitsplätze geschaffen und damit ein Vorteil auf dem Arbeitsmarkt erzielt. Vielmehr erlangen Unternehmen einen Vorteil gegenüber Konkurrenten, da sie zu Innovationen von innen heraus gedrängt werden.

Genau davon könnte auch der öffentliche Dienst profitieren. Mitarbeitende werden durch die Möglichkeit einer 4-Tage-Woche dazu motiviert, die eigene Produktivität zu steigern, Prozesse neu zu denken und möglicherweise zu verschlanken. Denn neben den Chancen einer Entbürokratisierung besteht das Potenzial in der Prozessoptimierung der zu bewältigenden Aufgaben. Folgen daraus könnten für Mitarbeitende eine einfachere Aufgabenbewältigung sein, kürzere Bearbeitungszeiten sowie die Motivation, eigene Arbeitsweisen zu hinterfragen. Dies würde unweigerlich zu einer qualitativen und quantitativen Steigerung der Dienstleistungen im öffentlichen Sektor führen.

Bedenken gegenüber einer 4 Tage-Woche

Jedoch hegen nicht nur Arbeitgebende gegen die 4-Tage-Woche bedenken. Auch viele Beschäftigte befürchten, Ihre Aufgaben nicht erledigen zu können. 41 Prozent der befragten Personen geben an, näher an einer 6-Tage-Woche zu sein als an einer 4-Tage-Woche. Ferner befürchten 49 Prozent, dass die verbleibenden Tage ungemein stressiger werden würden. Darüber hinaus betrachten sowohl Beschäftigte als auch Arbeitgebende die 4-Tage-Woche als einen volkswirtschaftlichen Nachteil auf dem Weltmarkt.

Gerade für den öffentlichen Dienst stellt die 4-Tage-Woche ein nur schwer umzusetzendes Konstrukt dar. Dies ist insbesondere auf die sehr heterogene Aufgabenlandschaft zurückzuführen. So könnte die 4-Tage-Woche nur in gewissen Bereichen der Verwaltung eingeführt werden. Darüber hinaus sollte vor dem Hintergrund des Dienstleistungsgedankens die größtmögliche Erreichbarkeit von Behörden und anderen Einrichtungen angestrebt werden. Dies ist aufgrund angespannter Personalsituationen und immer umfangreicheren Aufgaben schon jetzt nicht in wünschenswertem Umfang möglich.

Fazit:

Die 4-Tage-Woche könnte ein innerer Katalysator für Innovationen und Prozessoptimierungen insbesondere für Unternehmen sein. Die flächendeckende Einführung wäre kurz- bis mittelfristig jedoch nicht möglich, erst recht nicht bei einer gleichbleibenden Aufgabenbewältigung. Vielmehr müssten bestehende Prozesse optimiert werden.

Für den öffentlichen Sektor könnte die Aussicht auf eine 4-Tage-Woche jedoch ein Anreiz sein, an der Optimierung des eigenen Arbeitsablaufes mitwirken zu wollen. Routinearbeiten, die die Arbeitskraft binden und während der eine Erreichbarkeit nur eingeschränkt ist, könnten automatisiert oder verschlankt werden, wodurch mit einer guten Einsatzplanung die 4-Tage-Woche ermöglicht werden könnte. Gleichzeitig werden Personalbedarfe realistischer eingeschätzt und das verfügbare Personal könnte effizienter eingesetzt werden. Somit wäre die 4-Tage-Woche im öffentlichen Dienst jedoch keine dauerhafte Regelung, sondern lediglich ein kurzfristiger Anreiz zur Prozessoptimierung. Diese müsste durch Vorgesetzte gesteuert und im Anschluss soweit möglich umgesetzt werden.

Insgesamt ist die 4-Tage-Woche für den öffentlichen Dienst jedoch ein weniger gutes Instrument zur Schaffung von Anreizen. Zum einen, da dies auf der Ebene der Sachbearbeitung und der direkten Führungskraft nur selten möglich ist. Zum anderen, da in vielen Bereichen bereits ein Personalengpass besteht, der ein Überdenken der bisherigen Arbeitsabläufe durch Mitarbeitende nicht zulässt. Für privatwirtschaftliche Unternehmen bietet die 4-Tage-Woche jedoch viele Chancen zur Motivierung und Schaffung von Innovationen, um die Produktivität zu steigern.