Die meisten von Ihnen werden es gelesen und im eigenen Heim selbst erlebt haben: Die Zusteller der Deutschen Post tragen nun sowohl Pakete als auch Briefe aus.
Die Trennung der Zustellarten hat die Post damit aufgehoben. Mehr Zeit für die Zustellung haben die Zusteller/innen dafür nach unseren Recherchen nicht erhalten. Grund ist laut Post, dass mehr Pakete und weniger Briefe verschickt werden. Durch das Verbundzustellerkonzept solle Personalabbau entgegengewirkt werden.
Da wir als Beratungsgesellschaft immer wieder von unseren Kundinnen und Kunden damit beauftragt werden „Synergien“ zu finden und sie zu beraten, wie diese gehoben werden können, möchten wir das Verbundzustellerkonzept einmal im Hinblick auf „die Synergietheorie“ dahinter untersuchen.
Die Deutsche Post bedient sich hier dem wirtschaftswissenschaftlichen Gesetz des sog. „Dichteeffektes“. Dichte-, Verbund- und Skaleneffekte sind das, was man im Volksmund als Synergien bezeichnet.
Um den Dichteeffekt zu erläutern zu können, ist es von Vortel, sich kurz auch mit den anderen beiden Effekten zu befassen.
Was ist ein Skaleneffekt?
Skaleneffekte befassen sich mit der Abhängigkeit der Produktionsmenge pro Zeiteinheit von der Menge der eingesetzten Produktionsfaktoren.
Ziel ist es positive Skaleneffekte durch eine Fixkostendegression zu erreichen. Eine Fixkostendegression liegt vor, wenn sich – bei einer gegebenen Betriebsgröße – die konstant bleibenden Fixkosten bei zunehmender Ausbringungsmenge in sinkenden Stückkosten manifestieren. Neben Fixkosten sind auch Gemeinkosten von Relevanz, auch wenn diese ggf. nicht ohne mengenmäßig bedingten Kostenanstieg ausnutzbar sind.
Was ist ein Verbundeffekt?
Unter einem Verbundeffekt wird in den Wirtschaftswissenschaften die qualitative Auswirkung einzelner gleichzeitig auf mehrere Produkte bezogener Aktivitäten auf die Kostenfunktionen von Marktteilnehmern verstanden.
Verbundeffekte treten in Situationen auf, in denen die gemeinsame Produktion von verwandten Gütern oder Dienstleistungen zu niedrigeren Produktionskosten führen. Diese Kostensenkungen könnrn durch die gemeinsame Nutzung von Produktionsfaktoren entstehen. Verbundeffekte ergeben sich allgemein immer dann, wenn ein Unternehmen mehr Produkte in größerer Stückzahl herstellen kann als mehrere Unternehmen, die sich auf die Einzelfertigung dieser Produkte beschränken.
Anders als beim Skaleneffekt behandeln Verbundeffekte solche gemeinsame Ressourcennutzungen, die nicht allgemeiner, sondern produktspezifischer Natur sind.
Auch hier ist das Ziel positive Verbundeffekte im Rahmen einer Fixkostendegression zu erreichen.
Was ist ein Dichteeffekt?
Ein Dichteeffekt ist ein Unterfall des Skalen- oder des Verbundeffektes, der aufgrund einer geografischen Ballung von Nachfragern und/oder Anbietern in einem räumlich definierten Bereich auftreten. Dichteeffekte finden sich speziell dort, wo der Versorgungsweg eine besondere Rolle spielt (z.B. Fixkostendegression, Stückkostenreduktion durch Senkung der Belieferungsschnelligkeit).
Es geht also um gemeinsame Ressourcennutzungen, die allgemeiner (Unterfall des Skaleneffektes) oder produktspezifischer Natur (Unterfall des Dichteeffektes) sind und die aufgrund geografischer Ursachen begünstigt werden.
Und hier der Use Case der Post:
Der Zusteller fährt die Straße herunter. Wenn er zusätzlich zu den Briefen auch Pakete ausliefert, gibt es grundsätzlich eine Fixkostendegression bezogen auf die Ausnutzung der fixen Personalkosten des Zustellers.
Dies ist also im Prinzip ein kluger Schlachtzug der Post, sofern wir voraussetzen können, dass folgende Parameter berücksichtigt wurden:
– die Auslastung der Zusteller war vorher nicht gegeben
– die Post hat bemessen, wie viele Sendungen ein/e Zusteller/in leisten kann
– die ergonomischen Rahmenbedingungen der Menschen (Pakete sind schwerer als Briefe) sind eingeflossen
-die Lager- und Lieferkapazitäten sind angepasst worden (Pakete kann man nicht mit dem Fahrrad ausliefern, Pakete benötigen andere Lagerkapazitäten)
Zusammenfassung:
Gleicher Weg=mehr Sendungen=Dichteeffekt.
Literatur:
Farhadi, N. (2019): Cross-Industry Ecosystems. Grundlagen, Archetypen, Modelle und strategische Ansätze. Wiesbaden: Springer, S. 62 f.